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Eine Austellung im Kulturgut Haus Nottbeck, Museum für westfälische Literatur in 59302 Oelde, Landrat-Preideck-Allee 1 vom 23. Juli bis zum 10. September 2017
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Zur Ausstellung Peter Marggraf, Haus Nottbeck, 2017
Drei
bildhauerische Arbeiten akzentuieren den Raum. Die „Zurückweichende Figur“
(Terracotta), die „Stehende Figur mit vor der Brust gekreuzten Armen“ und
ein Bronze-„Kopf“. Aber diese Akzente dominieren nicht, sie weisen auf die
grafischen Blätter an den Wänden hin und auf die handgesetzten oder
zumindest handgebundenen Bücher mit Texten klassischer wie zeitgenössischer
Autoren und auf die Mappenwerke in den Vitrinen hin, denen sie gleichsam
entstiegen scheinen.
„Immer
steht im Mittelpunkt seiner Arbeit der Mensch“, zitierte der Dichter Hans
Georg Bulla vor den zahlreichen Eröffnungsgästen aus einem „Steckbrief“ des
1947 geborenen, im Neustadt am Rübenberge ansässigen, in etlichen Sammlungen
vertretenen Künstlers, Träger des Niedersächsischen Kunstpreises. Der Mensch
werde in all seiner Verletztheit und Verletzlichkeit gezeigt. Dabei
erscheine die menschliche Gestalt „so archaisch wie heutig“ und könne die
Frage aufkommen lassen: „Was tut der Mensch dem Menschen an?“
Marggraf
gehe bei seinen Tonarbeiten und Bronzen mit „existenzieller Ernsthaftigkeit“
zu Werke, erläuterte der aus Dülmen stammende, heute bei Hannover lebende
Droste-Preisträger Bulla. „Jede trägt die Spur der Hände, aus denen sie
hervorgegangen ist.“ Nach Art des „non finito“ würden Wunden, Behinderungen,
Deformationen, der Mensch in seinem Beschädigtsein und zugleich in seiner
Würde gezeigt.
Marggrafs
Glaube an „das anders Mögliche“, habe ihn in jüngerer Zeit auch
Ausstattungsstücke für Sakralräume fertigen lassen, so Bulla weiter. Und er
wies auf eine Gestalt der heiligen Edith Stein, der zum Katholizismus
konvertierten Jüdin, im Dritten Reich umgebrachten Nonne in einer Göttinger
Kirche ebenso hin wie auf einen Christus für eine evangelische Kirche in
Borken. Der sei geformt als „ein Einladender und ein um Communio,
Gemeinschaft, Bittender“.
Was
stilistisch für die Plastiken und Skulpturen gilt, trifft weitgehend auch
auf die Zeichnungen und Radierungen zu, die Marggraf den in seiner San Marco
Handpresse teils in Bleisatz gedruckten Büchern mit Texten etwa von Georg
Büchner, Franz Kafka, Georg Trakl, Ingeborg Bachmann, Samuel Beckett oder
zeitgenössischen Dichtern einlegt, deren prominentester Bulla selbst ist. Es
sind indes nicht Illustrationen, sondern eigenständig aus der Literatur
geschöpfte Bilder. Ausgestellt sind etwa Blätter zu Thomas Manns „Tod in
Venedig“ aus Marggrafs Venedig-Projekt, zu Büchners „Woyzeck“ und
zu
„Er ist barhäuptig, barfüßig“ von Beckett. „Da war Suhrkamp großzügig“,
meinte der frühere Suhrkamp-Autor Bulla zu den Schwierigkeiten, die
Druckgenehmigung für Texte zu bekommen, die Vielleser Marggraf für seine
Linotype-Setzmaschine von 1928 auswählt.
„Peter
Marggraf ist ein Handarbeiter in all seiner Disziplin und im
alleranspruchsvollsten Sinne“, erklärte Bulla, der einstimmend einige der
besten Gedichte aus seinem jüngsten Band „Wie an jedem Tag“ vortrug. Er
nannte Marggraf einen „homo faber“. Der wolle „den Stoff des Lebens
wahrnehmen“ für „das Bild des Menschen“.
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